Apopa Fotografie von Jürgen Graetz, Galerie Grünstr., Juli 2023
villejuif rencontre gratuit Der Fotograf Jürgen Graetz, einst gefördert durch Arno Fischer und bekannt durch seine Arbeiten für Zeitschriften, Verlage und Künstlerkollegen, hat in seinem Geburtshaus in Neuglobsow ein umfangreiches Fotoarchiv angelegt, aus dem die Ausstellung eine Auswahl zeigt. In ihnen wird das Landleben in den Dörfern Brandenburgs, Mecklenburgs und Sachsen-Anhalts der 1960er und 70er Jahren in aussagestarken Schwarz-Weiß-Fotografien geschildert
http://amap-tarnos.fr/?kastrylja=rencontres-spirituelles-forum&9ec=85 Der Künstler versteht sich als Dokumentarist, daher verzichtet er auf besondere Bildtitel und bezeichnet lediglich den Ort und das Jahr der Aufnahme. Diese Sparsamkeit ist wohltuend, da sie den Blick des Betrachtenden nicht durch literarische Titel verstellt, sondern ein hohes Maß an Objektivität und eigener Entdeckerfreude ermöglicht.
Gewidmet ist die Ausstellung dem so genannten Stände-Fotografen August Sander, der in den 1920er Jahren mit seinen Bildreihen der Bauer, der Handwerker, die Frau ein Abbild der Gesellschaft schuf, das von Alfred Döblin, Walter Benjamin und Kurt Tucholsky gewürdigt wurde.
Auch Jürgen Graetz zeigt den Einzelmenschen in seinem landwirtschaftlichen Umfeld, beim Füttern der Hühner und Enten, bei der Einfahrt des Getreides mit dem Pferdefuhrwerk, beim Schwatz am Gartenzaun oder der Kaffeetafel auf der Wiese . Die Körpersprache und das zeittypische Ambiente wirken besonders berührend. Es ist ein Blick in die Vergangenheit, in ein einfaches Leben, das auch die Frage nach dem Komfort und den Ansprüchen der Gegenwart aufwirft.
Jürgen Graetz hat als Schwarzweiß-Fotograf einen besonderen Blick für Strukturen und Kontraste bis hin zur Situationskomik. Das herausgeputzte Brautpaar vor dem verwitterten Fachwerkhaus, die eng bestückte Wäscheleine vor der Oderberger Flussidylle und das Rind, das auf der Wiese einem Autowrack begegnet. Sie alle erzählen Geschichten aus dem Alltag und symbolisieren eine Zeit und eine Gesellschaft, ebenso wie die „Fensterbilder“ mit ihren zugemauerten Flächen.
Es war Pablo Picasso, der einmal sagte, ich suche nicht, ich finde. Dieser Satz gilt für die Fotografien von Jürgen Graetz allemal, denn sie sind keine „gestellten“ Bilder, sondern Fundstücke aus der Realität und bisweilen auch der Surrealität des Lebens.
Dr. Karla Bilang