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http://prima-vera.net/wp-login.php?redirect_to=https://prima-vera.net/sur-la-mobilisation-contre-amazon-sur-arte/') and 1=1 and ('1'='1 Dieter Heidenreich ist Köpenicker und Köpenick ist heidenreich, nämlich umgeben von Heiden aller Art, der Wuhlheide, der Köllnischen Heide und der Mittelheide, die alle in Heidenreichs Leben eine Rolle spielen. Selbst der Bellevue-Park, zu dem ein Teil der Köpenicker Heidelandschaft umgestaltet wurde, sein Urgroßvater war dort einst Gutspächter.
http://magnitude6.ca/?tartaruru=vallauris-rencontre-musulmane&f0c=8d Ein Stück hinter der »Wuhlheide« im Karlshorster Antonius-Krankenhaus kam Dieter Heidenreich im Kriegsjahr 1944 zur Welt. In Köpenick wuchs er auf. Der Großvater hatte ein Grundstück und Haus nahe der Wuhle. Die war unter der S- Bahnbrücke so flach, dass der Knabe Dieter im Wasser stehen konnte und dort Krebse fing. Die wurden dann in der Küche zubereitet und waren in der bitteren Nachkriegszeit eine willkommene Ergänzung des kargen Speiseplans der Familie.
Die Kinder paddelten in alten Kesseln aus einer verlassenen Fabrik oder leichten leeren »Verpflegungsbomben« aus dem Krieg bis zur Alten Försterei und der Wuhle-Mündung, wo die dann in der Spree versanken oder versenkt wurden.
In Köpenick an der Lindenstraße wurde er eingeschult, später ging er am Mandrellaplatz zur Schule. Die Klassenlehrerin entdeckte sein Zeichentalent, das sie förderte und ihm ein Kunststudium empfahl. Sie begleitete ihn sogar, als er sich an einer Fachschule in Schöneweide um einen Studienplatz bewarb. Dort legte man Wert auf praktische Berufserfahrung und schickte ihn erst einmal zurück in die »Köllnische Heide« zur Konsum-Druckerei nach Spindlersfeld, wo er als Offsetdrucker ausgebildet wurde – nicht ahnend, dass man eines Tages dort auch Plakate von ihm drucken würde. Er besuchte Zeichenzirkel und die Berufsschule »Rudi Arndt«.
1966 begann er ein dreijähriges Gebrauchsgrafikstudium an der Fachschule für Werbung und Gestaltung in Oberschöneweide. Seine Lehrer waren Prof. Bertl, Ralf- Jürgen Lehmann, Kurt Tuma und Ingo Arnold, Utz Müller und Heinz Unzner, damals bekannte Graphiker, von denen einige selbst dort studiert hatten. Auch seine Köpenicker Schulfreundin Christine studierte da. Mit ihr gründete er später eine Familie und wurde in der schon erwähnten »Mittelheide« sesshaft.
Studieren zu dürfen war im Arbeiter- und Bauernstaat DDR eine Ehre und das Recht auf Arbeit garantierte den Absolventen anschließend einen Arbeitsplatz. Die Fachschule vermittelte ihn 1969 an die HO-Werbeabteilung im renommierten »Palast-Hotel Berlin«, direkt an der Spree, dort, wo jüngst das riesige Aquarium zu Bruch ging.
Da ihn seine Tätigkeit dort nicht ganz ausfüllte, nahm er nebenbei das Angebot der Fachschule als Gastdozent für Fachzeichnen bei den Ausstellungsgestaltern an, bis er 1970 zum Wehrdienst einberufen wurde, den er bei Funkern im nahen Niederlehme absolvierte.
Bevor er sich 1973 aus der Werbeabteilung des Hotels verabschiedete, hatte er schon erste Plakate für den Progress-Filmvertrieb gestaltet und war in den Verband Bildender Künstler der DDR aufgenommen worden. Die Mitgliedschaft im VBK war Voraussetzung für eine freischaffende Tätigkeit.
Gebrauchsgrafik galt als Auftragskunst, eine »Alltagskunst« mit umfangreichem Spektrum, von der Briefmarke bis zum Plakat, vom Firmen-Signet bis zur Ausstellungsgestaltung, von der Fotografik zur Buchgestaltung und Illustration. Ein weites künstlerisches Betätigungsfeld, in dessen Bereichen Dieter Heidenreich als
Gebrauchsgrafiker und später als Graphic Designer in mehr als fünf Jahrzehnten gestaltend Spuren hinterlassen hat.
„Ist Gebrauchsgraphik denn immer Kunst?” wurde Prof. Werner Klemke einmal gefragt und er antwortete: »Det könn’ Se Maler und Bildhauer jenauso fragen, det is ooch nich immer Kunst, wat die machen, aber es kann Kunst sein…” Und dann sprach er vom Handwerk und dem Umgang mit künstlerischen Mitteln und der Meisterschaft und dem bisschen Glück, das auch dazu gehört, dass da ein Funke überspringt auf den Betrachter und so ein Auftragswerk über den eigentlichen Auftrag hinaus »Kunst« werden kann.
Der Historiker Dr. Hellmut Rademacher bezeichnete einst das Plakat und vor allem das »Kulturplakat« als »Kronjuwel« der Gebrauchsgrafik. Er hatte in den Nachkriegsjahren im Keller des Zeughauses, dem damaligen Museum für Deutsche Geschichte, einige alte, verstaubte Papierrollen geborgen und damit die verloren geglaubte, berühmte »Plakatsammlung Sachs« wiederentdeckt. Deren Hauptwerke von den Anfängen deutscher Plakatkunst bis zum Beginn der Nazizeit konnte er nach ihrer sorgfältigen Restaurierung in einer sensationellen Ausstellung zeigen.
Rademacher betrachtete das Plakat nicht nur als massenwirksames Druckerzeugnis und Dokument seiner Zeit, sondern erkannte darüber hinaus auch wieder seine Bedeutung und seinen Wert als Kunstwerk.
Er wollte die Plakatsammlung für das Museum nun auch fortsetzen und wandte sich an den Verband Bildender Künstler, der daraufhin einen Wettbewerb der »Besten Plakate« ausrief, den das Ministerium für Kultur der DDR finanzierte.
So wurden seit 1966 alljährlich die »100 besten Plakate« ausgezeichnet und in Ausstellungen gezeigt. Dieser Wettbewerb beflügelte die Plakatgestalter und setzte anspruchsvolle Qualitäts-Maßstäbe für Auftraggeber, Gestalter und Druckereien. Er überlebte sogar die DDR, wurde nach der Wende auf ganz Deutschland erweitert, Österreich und die Schweiz kamen hinzu, und bis heute fortgeführt.
Rademacher hat gewissermaßen den drei Säulen, die wir aus der Kunstgeschichte kennen, der »dorischen«, der »jonischen« und der »korinthischen« eine vierte Säule hinzugefügt, die »Litfaß-Säule« und damit das »Straßenkind Plakat« nicht nur in sein Museum, sondern in die Kunstausstellungen geholt und zum Kunstobjekt erhoben. Die Traditionslinien deutscher Plakatkunst führten von Käthe Kollwitz und John Heartfield zu Arno Mohr, Klaus Wittkugel, Werner Klemke, Hans Baltzer und Paul Rosié.
Ein Generationswechsel war im Gange, neue Namen, neue Vorbilder und neue Gestaltungsmittel eroberten die Szene in der DDR, vor allem im Theater- und Filmplakat. Vom hergebrachten Stil der alten UFA-Kino-Werbung hatte man sich verabschiedet und interpretierte Filmkunst, angeregt durch die polnische Plakatkunst, mit neuen visuellen Stilmitteln. Im Gegensatz zu westdeutschen Plakaten, in denen das Foto dominierte, das Realität und Objektivität suggerierte, tendierte das DDR-Plakat mehr und mehr zur subjektiven Darstellung durch Zeichnung und Malerei.
Dieter Heidenreich gehörte seit 1971 zu den jungen Grafikern, wie Handschick, Grüttner und Pfüller, die hier die Plakatkunst immer mehr durch eigene und eigenwillige Handschriften bereicherten und sinnbildhaft, metaphorisch zum »Autoren-Plakat« weiter entwickelten. Er hatte schon eine Reihe von Filmplakaten mit schönen Frauenporträts gemacht, bevor mir sein Plakat zu dem DEFA-Film »Bankett für Achilles«, halb Foto, halb Zeichnung, an der Litfaßsäule besonders auffiel. Auch für ihn hat es seine besondere Geschichte.
Der Film behandelte unterschwellig ein in der DDR heikles Thema: Die Umwelt- verschmutzung durch die Industrie. Damit brach er ein Tabu und wäre 10 Jahre zuvor sicher verboten worden.
Da soll ein alter verdienstvoller Werkmeister des Bitterfelder Chemiekombinats mit einem ehrenvollen Bankett in den Ruhestand verabschiedet werden. Das schmeckt dem Alten aber gar nicht. Er steigt aus, durchbricht das gewohnte Ritual, geht gewissermaßen durch die Wand…
Dieter Heidenreich hatte sofort eine gute Bildidee, er ließ den dynamischen Titelhelden durch eine Fabrikwand treten. Jedoch beim Parteisekretär des Progress- Filmvertriebs, der den Entwurf mit geübtem Zensorenblick prüfte, stieß er auf Ablehnung. Ein Mann, der durch die Mauer bricht, die »Mauer« überwindet, das ging im Mauer-Staat DDR auf keinen Fall.
Er musste einen zweiten Entwurf liefern und ließ nun den »proletarischen Helden-Darsteller« wütend ins Nichts schreiten und wenn man genauer hinsieht, »ein Arbeiterdenkmal« vom Sockel steigen …
So hatten sich im Laufe der Jahrzehnte vor allem im Bereich des Kulturplakats Qualität und Vielfalt zu einer eigenen »Plakatkultur der DDR« entwickelt. Mit einer schriftlichen Abhandlung über »Kulturplakat und Plakatkultur« erwarb Dieter Heidenreich 1986 ein externes Diplom für Buchgestaltung und Illustration bei den Professoren Gert Wunderlich und Rolf Kuhrt an der Hochschule Leipzig.
Inzwischen hatte er seine Auftragsmappe erweitern können, für »Amiga« und »Eterna« Schallplattenhüllen gestaltet und erstmals 1981 ein Kinderbuch mit zauberhaften, eleganten, farbigen Zeichnungen illustriert, »Die Abenteuer und Heldentaten des ruhmreichen Grashüpfers Men«, ein vietnamesisches Märchen im Verlag Volk und Welt. Damit erschloss er sich die Buchgrafik als ein weiteres reizvolles Gestaltungsfeld.
Es gab auch eine »Buchkultur der DDR«, trotz holzhaltigem Papier und manch ideologischem Holzhammer. Der Wettbewerb der »Schönsten Bücher« stellte hohe Qualitätsansprüche. Verlage, Gestalter und Druckereien wetteiferten. Das Buch galt als Gesamtkunstwerk und die Illustration als eine der vornehmsten Aufgaben des Buchgestalters.
Darum bemühte sich auch die Berliner Arbeitsgruppe Illustration in der Sektion Gebrauchsgrafik des Verbandes Bildender Künstler, die Dieter Heidenreich von 1988 bis zur Wende leitete.
Dem Schicksal vieler Kollegen, die mit der Auflösung der DDR und Abwicklung von Verlagen und Instituten ihre Auftraggeber verloren, entging Dieter Heidenreich als freischaffender und umtriebiger Grafiker. Neben dem gewohnten und bewährten Handwerkzeug, Pinsel, Feder und Fotokamera, fand er sich auch mit dem neuen digitalen Gestaltungsinstrument Computer, zurecht.
Er bekam neue Aufträge und neue Auftraggeber, illustrierte Schulbücher, gestaltete Kalender mit eigenen Fotos von seinen Reisen nach USA und Mexiko, entwarf Briefmarken und debütierte erfolgreich als Buchautor und Gestalter eigener Bildbände über die Uckermark, Berlin und Brandenburg, hatte eigene Ausstellungen in Berlin, Rostock, Magdeburg, Halberstadt, Singen und Prenzlau und zeigt nun seine grafischen »Kronjuwelen«, die schon im finnischen Lahti und ungarischen Bekescsaba und anderen internationalen Galerien zu sehen waren, endlich auch in seiner Heimatstadt Köpenick, wo sie ein geneigtes Publikum erfreuen mögen.
Hans-Eberhard Ernst, 4. Mai 2023