Karla Bilang über Karl-Friedrich Schmalwaßer „Träumer“

Ressource Die Ausstellung zeigt Zeichnungen, Grafik und Objekte des Künstlers, die alle um das Thema Linie und Fläche kreisen. Dabei werden unterschiedliche Grade von Realismus und Abstraktion sichtbar oder – kunstpädagogisch gesehen – wird der künstlerische Weg von der Naturschilderung zur Herausarbeitung rein formaler Gestaltungsphänomene zelebriert. Zunächst finden wir eine Vielzahl von Aktzeichnungen, Porträts und Figurendarstellungen, die alle vor dem Modell entstanden sind. Es ist das klassische Repertoire jeder akademischen Ausbildung und für den Künstler immer wieder die Rückversicherung seines Könnens, denn die Zeichnung ist letztendlich die Voraussetzung aller bildkünstlerischen Äußerungen.

voir ici maintenant In den Porträt- und Aktzeichnungen geht der Künstler von der Linie aus, die zunächst als Umriss der Figur begriffen wird. Die Linie wird von Schmalwaßer prononciert eingesetzt, bestimmte Partien werden betont und verstärkt, so dass eine Choreographie des Sehens entsteht und eine Lenkung des Blicks beim Betrachten der Zeichnungen erfolgt. Dabei setzen Schraffuren und intensive grafische Ausarbeitungen wichtige Akzente.

sites de rencontres france gratuit Aus den Zeichnungen vor dem Modell erfolgen Weiterverarbeitungen und grafische Umsetzungen, in denen die Linie zurücktritt und die Fläche an Bedeutung gewinnt. In den schablonenhaft flächigen Tuschzeichnungen tritt im scharfen Kontrast von Schwarz-Weiß das Thema Form und Negativform auf den Plan. Dabei wird der Körper als Flächenform begriffen, die so in das Bildformat gesetzt ist, dass sie auch die Hintergrundsfläche klar definiert.    

Als endgültiger Sprung in die Abstraktion sind die stark farbig gefassten Objekte zu sehen. In ihnen werden sowohl die reine Flächenform als auch die reine Linie zum eigentlichen Ausdrucksträger und führen dem Betrachter eine pure Ästhetik des Formalen vor Augen. Den farbigen Linienobjekten liegt die Sensibilität und die Lebendigkeit der Linie zugrunde und steigert diese Eigenschaften zum abstrakten Ausdrucksträger mit einer frappierenden optischen Wirkung und einer Musikalität, die sich vor allem im klangvollen farbigen Wechselspiel der einzelnen Objekte entfaltet.

Eine Gruppe für sich bilden die Radierungen mit Architektur- und Stadtansichten. In ihnen wird der klare Flächenbau mit einer vorherrschenden Dunkeltonigkeit kombiniert. Auch hier dominiert das Sehen der Form über die Vielfalt der Wirklichkeit und lässt isolierte Segmente und kubisch gebaute Kompositionen entstehen.

So führt uns der Künstler als Träumer seine verschiedenartigen Visionen vor, von hell und farbig leuchtend bis hin zu einer fast schon bedrängenden Dunkelheit und unheilvollen Verschachtelung in den Radierungen. 

Karla Bilang